November 2008

20 Jahre Arbeitskreis Wohnungsnot - Pressespiegel

Zu wenig Obdach. Es gibt zu wenig Wohnraum für Wohnungslose, sagt Susanne Gerull, Professorin für Sozialarbeit

Die Situation Wohnungsloser hat sich in den vergangenen Jahren offenbar kaum verbessert. Wohnungsbauunternehmen stellten weiterhin zu wenig Wohnraum für diese Menschen zur Verfügung, kritisiert Susanne Gerull vom Fachbereich für Theorie und Praxis sozialer Arbeit an der Alice-Salomon-Hochschule. "Mit dem sogenannten Geschützten Marktsegment wurde ein solches Instrument geschaffen. Leider wird es bis heute nicht voll ausgeschöpft", so Gerull am Montag zum 20-jährigen Bestehen des Arbeitskreises Wohnungsnot, zu dem 70 Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe gehören.

Als problematisch beurteilt die Expertin, dass seit der Einführung von Hartz IV keine konkreten Zahlen in der Wohnungslosenhilfe mehr erhoben werden. Ohne diese sei es aber schwer zu planen. "Wir haben es darüber hinaus häufig mit verdeckter Wohnungslosigkeit bei Frauen zu tun, die lieber ein paar Nächte mal hier und mal dort unterkommen, als sich wohnungslos zu melden", berichtet sie. Nach ihrer Einschätzung ist die Zahl von Menschen ohne Wohnung seit 2004 minimal gesunken. "Doch nach dem aktuellen Wohnungsmarktbarometer der Investitionsbank Berlin werden preiswerte Wohnungen wieder knapp."

taz, 11.11.2008

Zwischen Punk und Stunk

Es war die Zeit, in der alles erlaubt und nichts mehr heilig war: Die erste Welle des Rock war verebbt, das Genre drohte in Konventionen zu erstarren, und mit "Sex Pistols" und Konsorten kam die Rebellion zurück zur rebellischen Musik.

Und das nicht nur in England: Einer der, wenn nicht gar der Wortführer der "New Wave" in Deutschland schlechthin hieß "Fehlfarben", und schon der Titel ihrer ersten LP ließ - je nach Gesichtspunkt - nichts Gutes oder nur Gutes erwarten: Noch heute, 28 Jahre später, bekommen nicht nur eingefleischte Fans leuchtende Augen bei der Nennung des Namens "Monarchie und Alltag", dem weitere schräge Titel wie "Popmusik und Hundezucht" oder auch "Knietief im Dispo" folgten, allesamt trotz Variationen und Mutationen, Trennung und Wiedervereinigung noch immer tief im Punk verankert. Doch dass es sich bei der Band um alles andere als verantwortungslose Egomanen handelt, beweist - falls es denn eines Beweises noch bedarf - auch der aktuelle Auftritt: Zusammen mit Groovy Cellars und der Comedy-Gang Gorillas spielen Fehlfarben zum 20-jährigen Jubiläum des "Arbeitskreises Wohnungsnot", und der Erlös kommt sozialen Projekten zugute.
»Bettenaufstand« vorm Senatorensitz

Berliner Morgenpost, 13.11.2008

Arbeitskreis Wohnungsnot betreibt sei 20 Jahren Lobbyarbeit für Wohnungslose

Ingrid Stahmer kann sich gut erinnern: »Eines Tages standen plötzlich Feldbetten auf dem Platz An der Urania.« Mit dem spektakulären »Bettenaufstand« vor dem Amtssitz der damaligen SPD-Sozialsenatorin Anfang der 90er wollte der Arbeitskreis Wohnungsnot auf die prekäre Lage vieler Menschen in der Stadt hinweisen. Der war 1988 entstanden, als sich etwa 60 Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe zusammenschlossen.

»Damals waren Wohnungen überhaupt knapp, selbst wenn ein Betroffener bereit war, in eine Wohnung zu ziehen, gab es für ihn keine«, beschreibt Sozialarbeiter Karsten Krull, der fast von Anfang an dabei ist, die Situation. Ein Erfolg auch ihrer ehrenamtlichen Arbeit: Der Senat richtete 1993 das »Geschützte Marktsegment« ein, 2000 Quartiere bei landeseigenen Wohnungsunternehmen, die an wohnungslose Menschen vergeben werden sollen.

20 Jahre nach Gründung des Arbeitskreises befürchtet Krull, dass sich die Situation wieder verschärft. »Es gibt kaum noch günstige, kleine Wohnungen für von Obdachlosigkeit bedrohte Menschen.« Von Hartz IV betroffene Paare trennen sich und ziehen lieber in zwei kleine Wohnungen. Damit konkurrieren zwei besonders benachteiligte Gruppen um den Bestand an preiswerten Wohnungen. Zumal laut Krull die Wohnungsunternehmen ihre Verpflichtungen aus dem Geschützten Marktsegment nicht erfüllen. Und das, obwohl sie nur noch 1350 Wohnungen anbieten müssen.

Durch Hartz IV hätte sich die Lage der Wohnungslosen eigentlich verbessern müssen, meint Stahmer, die sich als Ombudsfrau bei der GSW weiter für Mieterinteressen engagiert. Aber die jetzt für die Wohnungslosen zuständigen Jobcenter würden viele Fehler machen. Die Ressourcen zur Hilfe für Wohnungslose würden in den Jobcentern schlecht genutzt, kritisiert Krull. »Die Mitarbeiter sind schlecht geschult, die Zusammenarbeit mit den Bezirken funktioniert nicht, und nur im Jobcenter Tempelhof-Schöneberg gibt es eine Fachstelle Wohnungslosenhilfe.« Doch auch dort habe man noch nie etwas von einem Geschützten Marktsegment gehört, das für Fälle wie ihn zur Verfügung steht, berichtet ein Betroffener.

Die Zahl der Wohnungslosen wird auf etwa 10 000 geschätzt, wie zu Stahmers Zeiten und trotz eines als entspannt geltenden Wohnungsmarkts. »Aber in eine solche Notlage kann heute jeder ganz schnell kommen«, warnt die Senatorin a. D.

Am kommenden Freitag begeht der Arbeitskreis sein 20-jähriges Bestehen in der Kulturbrauerei Prenzlauer Berg: 17 Uhr Podiumsdiskussion, 20 Uhr Konzert, u.a. mit der Band »Fehlfarben«.

Von Bernd Kammer, Neues Deutschland 11.11.2008

Einziges Deutschlandkonzert der Fehlfarben in Berlin . Der Arbeitskreis Wohnungsnot feiert seinen 20. Geburtstag und lädt samt der Band Fehlfarben zur großen Sause

Das Jubiläum wird natürlich nicht nur mit einer banale Feier zelebriert, sondern ist gleichzeitig auch eine Benefizveranstaltung zu Gunsten wohnungloser Menschen. Kurz zur Geschichte: Der "Arbeitskreis Wohnungsnot" ist ein Zusammenschluss aus mehr als 80 Berliner Einrichtungen und widmet sich seit seiner Gründung 1988 der umfassenden Hilfe und Unterstützung, genau, wohnungslosen Mitbürger. Neben Diskussionen, der Indie-Pop-Band "Groovy Cellar" und der Impro-Theater-Gruppe "Die Gorillas" werden die Fehlfarben zu Ehren der Einrichtung ihr einziges Konzert in diesem Jahr geben. Wohl an!

www.tip-berlin.de

20 Jahre AK Wohnungsnot: FEHLFARBEN

Der Arbeitskreis Wohnungsnot feiert Geburtstag! Das bundesweit einzigartige Gremium für die Lobbyarbeit der Berliner Wohnungslosenhilfe wird in diesem Jahr 20 Jahre alt. Die große Jubiläumsveranstaltung steigt am 14. November 2008 in der Berliner Kulturbrauerei mit vielen alten Bekannten. Legenden.

Es wird schön und lustig, und alles ist für eine guten Zweck!!

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